Der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz sieht bei den Beratungen des Synodalen Wegs noch Luft nach oben. In dem Dialog zur Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland habe bislang die Perspektive von Missbrauchsopfern gefehlt, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung des aus zwölf Mitgliedern bestehenden Gremiums. Das habe sich mit der Online-Konferenz des Synodalen Wegs Anfang Februar geändert, bei der die Sprecher des Beirats zu Wort kamen. Künftig hat das Gremium Rede- und Gaststatus bei dem Reformdialog.
„Anscheinend hat es dieser Menschen mit Namen und Gesicht bedurft, um sichtbar zu machen, dass wir Betroffene von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche Deutschlands kein Phantom sind, nicht irgendwelche Leute im Irgendwo, sondern dass wir real sind, dass wir viele sind, dass wir zum Teil nach wie vor Mitglieder dieser Kirche sind, dass man uns immer alltäglich begegnen kann», heißt es in der Erklärung des Betroffenenbeirats. «Das Erstaunen, das diese Erkenntnis ausgelöst hat, auch insbesondere unter den Vertreterinnen und Vertretern der Laienverbände, löst Erstaunen unsererseits aus!“
Die zentralen Themen des Synodalen Wegs — Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und Rolle der Frau — stünden durchaus in Bezug zur Aufarbeitung von Missbrauch, betont der Betroffenenbeirat. Allerdings sei dafür eine differenzierte Betrachtung vonnöten. So tritt das Gremium der These entgegen, wonach eine signifikante Häufung von männlichen Opfern einen Zusammenhang zwischen der homosexuellen Präferenz eines Menschen und einer möglichen Täterschaft nahelege.
Das Gleiche gelte für die Behauptung, “dass Menschen, die aus freier Wahl oder faktisch nicht in einer Partnerschaft leben, anfälliger wären, zum Missbrauchstäter oder zur ‑täterin zu werden“. Der Betroffenenbeirat fügt hinzu: „Trotzdem lehren uns die eigene und die Erfahrung vieler anderer Betroffener von sexualisierter Gewalt, dass der Zölibat als Lebensform von Priestern offenbar lange einen hervorragenden ‘Deckmantel’ für sexualisierte Gewalt geboten hat.“ Missbrauchstäter hätten beispielsweise unter dem Vorwand, „Zölibatsprobleme“ zu haben, ihre Taten in den Beichtstuhl tragen können und seien dort entschuldigt worden.
KNA
Foto: © Synodaler Weg/Malzkorn